Von Engeln und Göttinnen

Das Telefon klingelt vergebens. Ich rufe bei V. an, einem der Engel, die mir mein Leben schöner machen. Doch V. ist viel unterwegs. In sanfter Mission. Klingt seltsam, aber so ist es. V. ist wunderhübsch, ein ephemere Erscheinung, zart, nicht ganz von dieser Welt. Wenn ich mit V. zusammen bin, fühle ich mich wie von Seide umhüllt, weich und kostbar wie sie ist, werde auch ich verwandelt: Zarter – aber da ist noch etwas anderes.

Wenn ich V. verlasse, ist mein Herz weit, mir ist warm und ich bin überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein und auf diesem voran zu kommen. Sie gehört zu den wenigen Menschen, die ich kenne, die einfach nette Sachen machen für andere. Für Tiere beispielsweise, sie unterstützt ein türkisches Tierheim; für Menschen, sie liest umsonst, draußen und drinnen aus ihren Büchern, die voll von Worten sind, die von Herzen kommen.

Dazu passt eine ganz andere Seite: Ihre moderne, weltoffene. Mir, die sich beim Anblick sozialer Medien alt fühlt, hilft sie, auf Instagram schöne Fotos zu posten.

Vor allem aber ist sie eine der ganz wenigen Menschen, die zu mir sagen: “Ich würde mich freuen, wenn Du kommst. Aber bitte: Stress Dich nicht.” Ihr glaube ich, wenn sie sagt, mein Wohlbefinden sei ihr das Wichtigste. Etikette oder Ansprüche, die frau vermeintlich an Freundinnen stellen darf, sind ihr fremd.

Vs weiches Wesen lenkt manche jedoch auf die falsche Fährte. Ihre Ideen sind messerscharf, sie bezieht sie aus ihren eigenen Tiefen, die wenige ganz kennen, und aus Büchern, bei denen sie sich zuhause fühlt.

Bei Büchern und Worten ist auch G. in ihrem Element. Am liebsten sind ihr die lyrischen, vielsagenden Worte, die eine neue Saite in uns zum Klingen bringen. G. ist ein weiterer der Engel (gibt es denn weibliche Engel?), die mir gesandt worden sind. G. denkt mit, weist mich sanft auf Termine hin und darauf, abends den Stift auch mal wieder sinken zu lassen.
Sie nennt mich liebevoll ihr Schreibmaschinchen, weil ich recht gut in Flow komme und dann mein Output hoch ist.

Im Gegensatz zur feenhaften V. ist G. handfest, sie hat Substanz, die fühlbar ist, eine Lockenpracht und Größe, die man nicht übersieht. Sie ist eine Frau, die im Leben steht. Offen und empfänglich für die Sorgen anderer, hat sie zugleich Prinzipien. Sie ist sich treu und mir auch darin ein Vorbild.

G. ist eine No-Nonsense-Frau mit einem Faible fürs Genießen. Gutes Leben – da kann ich viel von ihr lernen. Sie liebt Frankfurter Kranz und das Kaffeesieren und seitdem ich mit ihr zusammen arbeite, fühle ich mich wie in einem Raumschiff auf einer Mission: Gutes und gesundes Arbeitsklima und sinnvolle Projekte – sprich: “where (almost) no woman has gone before” (frei nach Gene Roddenberry, Erfinder der Enterprise).

Wo V. mich zarter macht, macht G. mich zielstrebiger. 

Je länger ich über die Engel meines Lebens nachdenke, desto mehr von ihnen tauchen vor meinem inneren Auge auf. Wie gut ich doch beschirmt und begleitet werde.
Und wenn ich genau hinsehe, weiß ich: All diese Engel sind eigentlich Göttinnen! Alle sind auf ihre besondere Weise attraktiv, klug, liebevoll – und zu meinem großen Glück – Teil meines Lebens.

Liebe Göttinnen meines Lebens, ich danke Euch allen. Möge die Macht, Gesundheit, Freude, Erfolg und Liebe mit Euch sein. Für immer.

Eure Birgit

Schreibeinladung:

Wer sind Eure Engel oder Göttinnen, Gönnerinnen, Mentorinnen etc.? Sucht Euch eine aus und schreibt eine Charakterskizze – ein Beispiel habt Ihr eben gelesen. Nehmt gern all Eure Sinne in Gebrauch, wenn Ihr Eure Göttinnen vorstellt.
Zeit zum Schreiben: Sieben Minuten.

Dann wechselt die Blickrichtung: Wenn diese Göttinnen Euch betrachten: Was schätzen sie an Euch? Was sind Eure Qualitäten – und das müssen nicht nur die Stärken sein – die EUCH liebenswert, sehenswert, achtenswert – machen? Könnte es sein, dass auch Ihr Engel oder Göttinnen für andere Menschen seid, zumindest manchmal, zeitweise, ohne Euch dessen bewusst zu sein?

Ja, bitte nehmt Euch auch die Zeit für diesen Text, der auch eine Liste sein kann: Die Liste Eurer Qualitäten!

Und wenn Ihr danach beide Texte lest, schaut einmal, was sie bewirken. Machen sie Euch milder Euren vermeintlichen Schwächen gegenüber? Seid Ihr ein wenig dankbar? Stolz? Wo zweifelt Ihr und was könnte Euch von Euren Qualitäten überzeugen?
Zeit zum Schreiben: Mindestens vier Minuten.

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