In der Zeit, als Wünsche noch geholfen haben

Als Kinder waren wir Weltmeister:innen im Wünschen. Die Wünsche und Hoffnungen, oft materielle Begehrlichkeiten, purzelten nur so aus uns heraus wie die Legosteine aus der großen Spielzeugkiste. Und sie vermehrten sich täglich beim Geplauder auf dem Schulhof oder auch mit jeder Seite, die wir mit großer Konzentration im Katalog des örtlichen Spielzeugladens studierten.

Neben den Wünschen hatten in diesen Wochen auch Geschichten bei uns Konjunktur. Im Fernsehen, das bedenklich wenig Programme bot, sendeten sie schon an frühen Nachmittag Weihnachtsfilme oder die Augsburger Puppenkiste. Und dann gab es die tschechischen Märchenfilme – meine Lieblinge, die stets eine magische Stimmung in mir entfachten.

Zum Glück gibt es einmal im Jahr für uns groß Gewordene die Erlaubnis, dem magischen Reich der Wünsche und Märchen einen ausgiebigen Besuch abzustatten. Dies ist die Zeit des Jahres, in der Träumen und Schwelgen erlaubt, ja gewollt ist. Wer sich jetzt nicht vom allgemeinen Träumen und Wünschen anstecken lässt, braucht dringend eine Infusion aus Hoffnung und Zutrauen.

In den Schreibanregungen findet ihr diesmal daher eine Anregung zum Märchenschreiben. Denn warum sollen wir darauf warten, dass uns schöne Geschichten erzählt werden? Wer, wenn nicht wir, können die zu uns passenden Storys erfinden, ausschmücken und zum guten Ende führen?

Märchen sind voller Metaphern, voller Symbole. In ihnen entwickelt sich die Geschichte zwischen den Zeilen, Bildern, Szenen und in unserem Gefühl. Gleichzeitig bieten sie ein verlässliches Repertoire an Zutaten, die wir alle kennen – seit frühester Kindheit. Wir haben alles, was wir brauchen, um selbst unser Weihnachtsmärchen zu schreiben.

Um aber ganz sicher zu gehen, dass wir alles Nötige vorrätig haben, gibt es hier noch mal ein paar Vorschläge für euer Märchen. Viel Spaß beim Fabulieren!

Märchen
 Märchenfiguren sind entweder gut oder böse. Ein Märchenheld hat stets einen Gegenspieler*in.

 Es gibt einen Konflikt oder eine Aufgabe, die von dem Held*in bewältigt werden muss. Dabei helfen ihm zum Beispiel: Mut, Tierliebe, Klugheit.

 Zur Lösung des Konflikts tragen Helfer*innen bei (zum Beispiel Vögel als Ratgeber, die Sonne als Lebensretterin oder ein Jäger als Mitstreiter). 

 Oft spielen zauberkräftige Hilfsmittel, wie Ringe oder Haarbüschel, eine wichtige Rolle. 

 Ganz wichtig: magische Zahlen (drei, sieben, neun, dreizehn) und magische Orte (ein Brunnen, der verwunschene Wald, See oder Meeresgrund.

 Am Ende siegt natürlich das Gute, und das Böse erhält seine gerechte Strafe. 

 In Kunstmärchen kann die Bewertung von Gut und Böse anders ausfallen. 

 Abweichen von der Regel ist immer erlaubt.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

wp-puzzle.com logo
Nach oben scrollen